Trainer, Video oder Trainingskameraden?
Von Daniel Appelhans
Beim Techniktraining ist hilfreiches Feedback ein wichtiger Faktor um sich zu verbessern. In einer neuen Studie mit jungen norwegischen Nachwuchslangläufer:innen wurde getestet, welche Methodik am besten funktioniert: Feedback von erfahrenen Trainern, über eigene Videoaufzeichnungen oder vermittelt von einem Trainingspartner. Dazu wurden 3 Gruppen gebildet und unter Zuhilfenahme der jeweiligen Feedbackmethode wurde über eine Dauer von 6 Trainingseinheiten in der Technik Skating 2-1 kurz, der Armschwung mit der nicht-dominanten Seite trainiert. Die Bewegungsökonomie wurde in keiner der drei Gruppen verbessert, aber die Gruppen die Trainer- oder Videofeedback erhielten verbesserten ihre Endgeschwindigkeit in der trainierten Technik. Zudem wurde das Trainer-Feedback subjektiv am besten empfunden und führte zu einer positiveren Selbstwahrnehmung in der geübten Technik.
Wirksamkeit unterschiedlicher Feedbackgeber & -methoden beim Techniktraining
- Trainer- und Videofeedback verbesserte die Leistungsfähigkeit in der trainierten Technik
- Feedback von einem erfahrenen Trainer wird von den Athlet:innen auch subjektiv am hilfreichsten empfunden
- Feedback über Videoaufnahmen mit dem eigenen Smartphone zeigte ebenfalls positive Auswirkungen und kann daher vor allem beim trainieren größerer Gruppen als einfache Methode eine sinnvolle Ergänzung sein
- Große individuelle Unterschiede in den gemessenen Parametern könnte auf starke persönliche Präferenzen bei der favorisierten/benötigten Feedbackmethode hindeuten
Hintergrund
Im Skilanglauf und Biathlon ist die richtige Technik beim Skating eine leistungsentscheidende Komponente. Neben dem Wissen um die korrekte Technik ist für Trainer auch eine passende Vermittlung wichtig. Im Rahmen dieser Vermittlung ist Feedback ein bedeutsames Tool um den Umsetzungsprozess der Sportler:innen zu unterstützen.
Da im Jugendbereich häufig größere Gruppen mit relativ vielen Athleten von nur einem oder zwei Trainern trainiert werden, ist diese Vermittlung und die Möglichkeit der Trainer individuelles Feedback zu geben, oftmals eingeschränkt. Zudem ist die Qualität des Trainerfeedbacks abhängig vom Wissenstand und der Vermittlungsfähigkeit des jeweiligen Trainers [1].
Weitere Möglichkeiten Feedback zu erhalten umfasst Videoanalysen der eigenen Lauftechnik, oder die direkte Einschätzung von Trainingskameraden. Um diese selbstgesteuerten Methoden zu unterstützen und eine Informationsüberlastung zu vermeiden, können spezifische Hinweise auf die zu beobachteten Kernelemente der Technik nützlich sein [2]. In wie weit diese Methoden jedoch als Ergänzung, oder sogar Ersatz beim Techniktraining sinnvoll sein könnten, ist unklar. Eine Wirksamkeitsprüfung im direkten Vergleich kann Trainern und Athleten daher wertvolle Informationen liefern.
Methodik
Insgesamt nahmen 54 jugendliche Nachwuchslangläufer:innen (ca. 14 Jahre; 27M & 27W) aus Norwegen an der der Untersuchung teil. Die Jugendlichen trainierten in den örtlichen Vereinen und nahmen an regionalen sowie nationalen Wettkämpfen teil.
Die Untersuchung umfasste 2 Eingewöhnungseinheiten im Labor, einen Vortrainings- sowie Nachtrainingstest im Labor und 6 Techniktrainings. Als zu trainierende Technik wurde im Skating 2-1 kurz, der Armschwung mit der nicht-dominanten Seite ausgewählt.
Testung
Die Testbatterie wurde in der Skating Technik 2:1 kurz durchgeführt und bestand aus zwei submaximalen Belastungen sowie einem maximalen Rampentest bis zur Erschöpfung. Jeder dieser Abschnitte wurde zweimal absolviert – einmal mit der der nicht-dominaten und der dominanten Seite (Abb. 1). Die Reihenfolge, also ob zuerst dominant oder nicht-dominant gelaufen wurde, war für jeden Teilnehmenden zufällig.
Mithilfe einer Atemgasanalyse wurde der benötigte Sauerstoff für die submaximale Belastung Teil 2 ermittelt und somit die Bewegungsökonomie bestimmt.
Neben den objektiven Werten aus den Testungen wurde am Ende der Trainingsperiode zudem eine kleine Befragung zur subjektiven Wahrnehmung durchgeführt.
Training
Die Teilnehmenden wurden in 4 verschiedene Gruppen zu je 13 – 15 Leuten aufgeteilt: Trainer-Feedback, Videofeedback, Kameradenfeedback und Kontrollgruppe. Die Trainingseinheiten dauerten circa 30min und fokussierten sich auf bestimmte Teilaspekte beim Skating 2:1 kurz (Tab. 1). Um in allen Gruppen den Inhalt des Feedbacks möglichst zu vereinheitlichen wurden standardisierte Hinweise/Fragestellungen für das Feedback definiert (Tab. 1).
Fokus der Einheit | Einheit | Standardisierte Hinweise/Fragestellungen | |
Rythmus | 1 & 4 | Hauptfrage Nebenfragen | Was denkst du über den Rhythmus? Treffen zwei Stöcke und ein Ski den Boden zur gleichen Zeit? Sind die Bewegungen „geschmeidig“ oder „abgehackt“? |
Seitliche Gewichts- | 2 & 5 | Hauptfrage Nebenfragen | Was denkst du über die Gewichtsverlagerung von Ski zu Ski? Folgt der Oberkörper der Richtung des Skis? Drückst du dich aktiv mit Stöcken und Skiern ab? |
Gesamttechnik | 3 & 6 | Hauptfrage Nebenfrage | Was ist gut an deiner Technik? Was kann an deiner Technik verbessert werden? |
In den Trainingseinheiten durchliefen die Sportler:innen mehrere Durchgänge, in der sie die Technik bei verschiedenen Intensitäten umsetzten. Zu dieser Umsetzung erhielten sie gemäß ihrer Gruppe Feedback und absolvierten im Anschluss weitere Durchgänge. Die genaue Anzahl der Durchgänge sowie Feedback Gespräche war in allen Gruppen gleich.
In der Gruppe Trainerfeedback waren insgesamt 3 erfahrene Trainer (10+ Jahre Erfahrung), sodass ein Trainer 4-5 Teilnehmende gleichzeitig betreute. Es gab zusätzlich ein Rotationsverfahren, um einen ständigen Wechsel der Trainer zu gewährleisten. In den Gruppen Video- und Kameradenfeedback wurden immer Paare gebildet. Beim Videofeedback filmten sich die Partner mit ihren eigenen Smartphones gegenseitig, aber jeder analysierte mithilfe der Hinweiskarten (Tab. 1) das eigene Video. Beim Kameradenfeedback gaben sich die jeweiligen Partner gegenseitig Feedback und die Paare wurden bei jeder Trainingseinheit neu zusammengesetzt. Die Athlet:innen in der Kontrollgruppe trainierten nach ihrem üblichen Plan und wurden nicht darauf hingewiesen eine bestimmte Technik zu trainieren.
Ergebnisse
Das spannende Studiendesign dieser Untersuchung lässt es zu, die Auswirkungen einer Coaching Methode sowohl objektiv, auf Basis der Labortestungen, als auch subjektiv, durch die Selbstwahrnehmung des Athleten, zu bewerten.
Objektive Werte
- Keinerlei Veränderung der Bewegungsökonomie
- Verbesserung der Endgeschwindigkeit im Rampentest (nicht dominante Seite) nach Trainerfeedback (3,8%) & Videofeedback (2,1%)
- Keine Verbesserung der Endgeschwindigkeit bei dominanter Seite
Subjektive Wahrnehmung
- Vergnügen war höher bei Trainerfeedback als bei Kameradenfeedback
- Trainerfeedback führte im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung
- Trainerfeedback führte im Vergleich zu Videofeedback und Kontrollgruppe zu mehr Eigentraining (in der Technik) während des Untersuchungszeitraumes
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass Trainerfeedback sowohl objektiv und subjektiv am besten abschneidet. Insbesondere die Verbesserung um 3,8% bei der Endgeschwindigkeit im Rampentest zeigt, auch unter Berücksichtigung des kurzen Trainingszeitraums (6 Einheiten), einen sehr großen Effekt. Aber auch der höhere Vergnügungsfaktor bei dieser Methode verdeutlicht den positiven Einfluss der erfahrenen Trainer. Bei der Einordnung dieser Ergebnisse ist jedoch zu beachten, dass in dieser Untersuchung mit 3-5 Athlet:innen pro Trainer ein sehr förderliches Betreuungsverhältnis sichergestellt werden konnte. Eine solche Ausgangslage ist im Jugendtraining eher selten der Fall und daher könnte vor allem eine Kombination mit der Verwendung der Videofeedbackmethode sinnvoll sein.
Zwar verbesserte das Videofeedback die Endgeschwindigkeit im Rampentest nicht so stark wie das Trainerfeedback, aber eine Steigerung um 2,1% war dennoch zu beobachten. Die bisherige Forschung zu dieser Methodik ist nicht eindeutig und zeigt positive sowie negative Ergebnisse [3]. Die positiven Auswirkungen bei dieser Untersuchung führen die Forschenden auf die Hinweiskarten zurück. Diese halfen den Athlet:innen vermutlich dabei, sich auf die wichtigen Aspekte der Technik zu fokussieren. Im eigenen Video konnten diese Aspekte dann direkt identifiziert und anschließend trainiert werden.
Beim Kameradenfeedback hingegen schien die Fokussierung trotz der Hinweiskarten nicht zu funktionieren. Diese Methode führte zu keinerlei Verbesserung und auch wenn die genauen Dialoge zwischen den Sportler:innen in der Untersuchung nicht aufgezeichnet wurden, so zeigten informelle Beobachtungen der Forschenden, dass sich das Feedback häufig auf nicht relevante Bewegungen konzentrierte. Es wurde zwar versucht das Feedback ziemlich rigoros für alle drei Methoden zu standardisieren (Hinweiskarten, zeitliche Struktur der Einheit etc.), aber das teilweise irrelevante Feedback dieser Gruppe könnte mit dem jungen Alter der Teilnehmenden zusammenhängen. Ihre Erfahrung mit der Lauftechnik war noch nicht sehr groß und einige sagten, dass sie es trotz der Hinweiskarten schwierig fanden dem Partner Feedback zu geben. Vermutlich aus diesem Grund wurde das Vergnügen bei dieser Methode als gering empfunden.
Auch wenn die Aussagen dieser Untersuchung im Großen und Ganzen klar scheinen, so ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass es durchaus beträchtliche individuelle Unterschiede gab. Für manche Athleten zum Beispiel funktionierte das Trainerfeedback längst nicht so gut wie für andere. Aus diesem Grund sollten Trainier versuchen auch individuell auf ihre Sportler:innen einzugehen. Ihre eigene Expertise ist besonders wertvoll, kann aber durchaus durch Methoden wie das Videofeedback mit Hinweiskarten unterstützt werden.
Die Inhalte basieren auf der Originalstudie "Observational vs coaching feedback on non‐dominant whole‐body motor skill performance — application to technique training" die 2021 im „Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports" veröffentlicht wurde.
Quellen
Sollie, O., Holmsen, K., Steinbo, C., Ommundsen, Y., & Losnegard, T. (2021). Observational vs coaching feedback on non‐dominant whole‐body motor skill performance — application to technique training. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 31(11), 2103–2114. https://doi.org/10.1111/sms.14030
- Porter, J., Wu, W., & Partridge, J. (2010). Focus of Attention and Verbal Instructions: Strategies of Elite Track and Field Coaches and Athletes. Sport Science Review, 19(3–4), 77–89. https://doi.org/10.2478/v10237-011-0018-7
- Kernodle, M. W., & Carlton, L. G. (1992). Information Feedback and the Learning of Multiple-Degree-of-Freedom Activities. Journal of Motor Behavior, 24(2), 187–195. https://doi.org/10.1080/00222895.1992.9941614
- Ste-Marie, D. M., Law, B., Rymal, A. M., Jenny, O., Hall, C., & McCullagh, P. (2012). Observation interventions for motor skill learning and performance: an applied model for the use of observation. International Review of Sport and Exercise Psychology, 5(2), 145–176. https://doi.org/10.1080/1750984x.2012.665076
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