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Studie

Was braucht es für eine Top-Platzierung im Weltcup?

Von Matthias Graf

Für diesen Beitrag wurden über einen Zeitraum von 2002/2003 – 2018/2019 (n = 17 Saisons) alle Wettkämpfe in den individualen Wettkampfformaten (Sprint, Verfolgung, Einzel und Massenstart) analysiert. Die Ergebnisse wurden in drei Kategorien sowohl bei den Männern und Frauen unterteilt. G3 repräsentieren die Ränge 1 – 3, G10 die Ränge 4 – 10 und G20 die Ränge 11 – 20. Die analysierten Parameter waren Laufgeschwindigkeit, die Anzahl der Fehler und die Range Time.

Der entscheidende Parameter für eine Podiumsplatzierung ist die Anzahl der Fehler und dies gilt für alle Wettkampfformate. Danach kommt die Laufgeschwindigkeit, wobei eine hohe Geschwindigkeit je nach Wettkampfformat in unterschiedlichen Runden entscheidend ist. Den geringsten Einfluss auf die erhobenen Platzierungen hat die Range Time. In gewissen Wettkampfsituationen ist diese jedoch sehr wohl ein entscheidender Faktor für eine bessere Platzierung.

Laufleistung, Schießleistung und Range Time – Was beeinflusst wie das Endresultat?

  • Die Trefferleistung ist der entscheidende Parameter für die bessere Platzierung
  • Die Laufgeschwindigkeit hat große Auswirkungen auf eine Podiumsplatzierung
  • Die Laufgeschwindigkeit ist über den Beobachtungszeitraum gestiegen
  • Die Range Time ist wichtig, jedoch aufgrund der geringen Zeitgewinne sind deren Auswirkung nicht so entscheidend
  • Geschlechterbedingte Unterschiede sind nur in geringem Ausmaß festzustellen

Hintergrund

Durch die unterschiedlichen Wettkampfformate und -charakteristiken (Einzelstart, Massenstart, Verfolgung) wurden von den Autor*innen unterschiedliche Herangehensweisen an den Wettkampf und unterschiedliche Pacing Strategien vermutet. Aus diesem Grund haben die Forscher*innen eine systematische Analyse der IBU-Datenbank aller Einzelwettkämpfe seit der Saison 2002/2003 bis 2018/2019 durchgeführt. Über diese 17 Jahre wurden jeweils Gruppen anhand der Endplatzierung gebildet. Die erste Gruppe repräsentiert das Podium, die Gruppe G10 die Ränge 4 – 10 und in G20 wurden die Ränge 11 – 20 zusammengefasst. Athlet*innen, welche schlechter als Rang 20 im Endergebnis waren, wurden aus möglichen Motivationsgründen aus dieser Analyse ausgeschlossen. Starke Ausreiser wurden ebenfalls vom Datensatz ausgeschlossen. Insgesamt wurden bei den Frauen 3245 Starts im Sprint, 2640 Starts in der Verfolgung, 1660 Starts im Massenstart und 1041 Starts im Einzel analysiert. Bei den Männern waren es 3264 Starts im Sprint, 2658 in der Verfolgung, 1641 Starts im Massenstart und 1073 im Einzel. Für jeden Wettkampf wurden die Laufgeschwindigkeit in jeder Laufrunde und deren statistische Auswirkung auf die Endplatzierung einzeln betrachtet. Selbes Vorgehen wurde mit jedem Schießen und der dazugehörigen Range Time durchgeführt.

Die Ergebnisse werden immer als Assoziationen ausgedrückt. Das heißt, dass die betrachtete Variable (z.B. schnelle Schlussrunde) die Wahrscheinlichkeit auf die jeweilige Ergebniskategorie erhöht oder verringert.

 

Ergebnisse & Diskussion

 

Allgemeine Ergebnisse

Über alle analysierten Wettkampfarten hinweg, ist der Haupteinflussfaktor für das finale Endresultat ist die Anzahl an Fehlern in allen Schießeinlagen und das gilt unabhängig vom Geschlecht. Für ein Podium musste bei Wettkämpfen mit vier Schießeinlagen und der Betrachtung der absoluten Häufigkeiten (Ergebnis, welches am häufigsten eingetreten ist) mindestens eine Trefferquote von 95 – 100 % erzielt werden. In den meisten Sprintwettkämpfen durfte für eine Podiumsplatzierung maximal ein Fehler geschossen werden (90 – 100% Trefferleistung). Für eine Top-10 Platzierung musste in allen Wettkämpfen mindestens eine Trefferleistung von 90 % erreicht werden. Die Anzahl an Fehlern blieb über den erhobenen Zeitraum konstant.

Der zweitwichtigste Faktor für die finale Platzierung ist die Laufgeschwindigkeit. Allgemein konnte eine Erhöhung der Laufgeschwindigkeit über die Jahre für beide Geschlechter festgestellt werden. So erhöhte sich die Laufgeschwindigkeit beispielsweise bei den Männern alle fünf Jahre im Sprint um 2 % und im Einzel um 4 %. Bei den Damen wurde die Laufgeschwindigkeit im selben Zeitabstand sowohl im Sprint und Einzel jeweils um 4 % schneller. Des Weiteren sind Ergebnisse auf dem Podium mit einer schnelleren Laufzeit assoziiert, verglichen mit den Top-10. Als exemplarisches Beispiel ist das Podium der Verfolgung bei den Damen im Schnitt 30 Sekunden schneller und bei den Herren 18 Sekunden schneller verglichen mit Athlet*innen aus der Top-20 Gruppe. Im Massenstart war dieser Unterschied im Schnitt 24 Sekunden bei den Damen und 11 Sekunden bei den Herren.

Als gängige Pacing Strategie konnte eine J-Form festgestellt werden. Das heißt, dass nach einer schnellen ersten Runde die Geschwindigkeit bis zur Runde vor dem letzten Stehendschießen (langsamste Laufrunde) abnimmt, um in der Schlussrunde wieder anzusteigen. Eine Ausnahme hiervon stellt der Massenstart dar, da dort die erste Runde deutlich langsamer und dadurch diese J-Form erst ab der zweiten Runde anzunehmen ist. In Massenstart und Verfolgung hatte jedoch eine schnelle vierte Runde jeweils die höchste Assoziation mit einer Podiumsplatzierung.

Die Range Time hatte die geringsten Auswirkungen auf das Endresultat und diese hatte über die Jahre zwar starke Variationen, dennoch ist kein Trend für eine schnellere Range Time zu erkennen. Wie gering der zeitliche Einfluss ist, lässt sich an der Verfolgung festmachen. Hier waren die Athlet*innen auf dem Podium ca. 3 – 5 Sekunden über alle vier Schießeinlagen schneller als die Top-20 Gruppe. Nichtsdestotrotz sollte in der Range Time zumindest darauf geachtet werden, dass keine Zeit verloren geht.

Im Anschluss werden noch auffällige Erkenntnisse für das jeweilige Wettkampfformat einzeln dargestellt.

 

Sprint

Für eine Podiumsplatzierung bestehen starke Assoziationen einer schnelleren zweiten Runde (als G20) und einer schnelleren Schlussrunde verglichen mit G10 als auch G20. Für eine Podiumsplatzierung ist bei den Männern eine schnelle Range Time wichtiger als bei den Frauen. Allgemein wurden mehr Fehler im Stehendschießen geschossen.

 

Einzel

Bei der Laufgeschwindigkeit hatte nur eine schnellere erste Runde eine Assoziation auf eine Top-3 Platzierung, verglichen mit Top-20 Athletinnen. Für die Männer gilt diese Assoziation nur für die letzte Runde. Auch hier wurden mehr Fehler im Stehendschießen produziert. Die Schießleistung bei den Frauen steigerte sich 2017 – 2019 verglichen mit 2002 – 2006.

 

Verfolgung

Die Laufgeschwindigkeit erhöhte sich in der Verfolgung jeweils in der Periode von 2003 – 2006 zu 2007 – 2012 zu 2013 – 2015. Die höchste Laufgeschwindigkeit wurde 2019 festgestellt. G3 hatte eine schnellere Laufgeschwindigkeit als G10 und G20. Bei Männern und Frauen ist die schnellste Runde die erste und die langsamste die vierte Runde. Gerade eine schnellere vierte Runde hatte starke Assoziation mit einer Top-3 Platzierung, wohingegen oftmals G10 und G20 die zweite Runde schneller gelaufen sind als G3. Für das Podium durfte man am häufigsten maximal einen Fehler schießen, für G10 zwei und drei Fehler für G20. G3 hatte eine schnellere Range Time als G10 und G20. Die stärkste Auswirkung auf eine Podiumsplatzierung hatte eine schnelle vierte Runde, wohingegen die erste und die zweite Runde die geringsten Auswirkungen auf die Top-3 hatte.  

 

Massenstart

Die Laufgeschwindigkeit erhöhte sich ebenfalls, wobei diese seit 2015 stabil geblieben ist. G3 hatte eine schnellere Laufgeschwindigkeit als G10 und G20. Im Massenstart ist die zweite Runde am schnellsten und die vierte Runde am langsamsten. Wie in der Verfolgung ist die vierte Runde bei G3 schneller und die zweite Runde langsamer verglichen mit G10 und G20. Außerdem wurden im zweiten Schießen am wenigsten Fehler geschossen. Für das Podium durfte man am häufigsten maximal einen Fehler schießen, für G10 zwei und drei Fehler für G20. Die Range Time im Massenstart wurde über die Jahre geringer. Die Range Time zwischen G3 und G10 ist gleich, jedoch ist sie schneller als für G20. Eine schnellere vierte Runde hatte die stärkste Assoziation mit einer Podiumsplatzierung.

Die Inhalte basieren auf den Originalstudien "The balancing act between skiing and shooting - the determinants of success in biathlon pursuit and mass start events." & "The Determinants of Performance in Biathlon World Cup Sprint and Individual Competitions.", die beide 2022 im „Journal of sports sciences" & "Frontiers in Sports and Active Living" veröffentlicht wurden.

Quellen

  • Glenn Björklund, Natalya Dzhilkibaeva, Caitlin Gallagher, and Marko S. Laaksonen. 2022. The balancing act between skiing and shooting - the determinants of success in biathlon pursuit and mass start events. Journal of sports sciences 40, 1, 96–103. DOI: doi.org/10.1080/02640414.2021.1976493.
  • Glenn Björklund and Marko S. Laaksonen. 2022. The Determinants of Performance in Biathlon World Cup Sprint and Individual Competitions. Frontiers in Sports and Active Living 4, 841619. DOI: doi.org/10.3389/fspor.2022.841619.

 

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