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Studie

Feld vs. Labor, Lauf vs. Rollski – Was kann die Wettkampfleistung im Langlauf am besten vorhersagen?

Von Lucas Worth

Regelmäßige Labor- und Feldtests sind ein wesentlicher Bestandteil der Trainingssteuerung, um Leistungsentwicklungen sichtbar und bewertbar zu machen. Diese Studie beschäftigt sich damit, inwieweit die Wettkampfleistung im Langlauf durch verschiedene Labor- und Feldtests im Laufen und auf Rollskiern vorhergesagt werden kann.

Hierfür absolvierten gut trainierte norwegische Skilangläufer einen Rollski-Wettkampf (13,6km) und verglichen die erzielten Ergebnisse mit den Ergebnissen einer Testbatterie. Hierbei wurden jeweils zwei Feldtests (6,4km Berglauf und 1,3km Doppelstocktest bergauf) und zwei Labortest (Lauf und Rollski) innerhalb von drei Wochen durchgeführt.

Sowohl die Labor- als auch die Feldtests konnten das Wettkampfergebnis bei der vorliegenden Gruppe gut vorhersagen, wobei die Labortests einen stärkeren Zusammenhang aufzeigen konnten. Interessanterweise zeigte das Laufen sowohl im Feld wie im Labor einen stärkeren Zusammenhang mit der Wettkampfleistung, als die vermeintlich spezifischere Form der Rollskier

Unterschiedliche Feld- und Labortests im direkten Vergleich

  • Sowohl Labor- und Feldtests sind geeignet, um eine Wettkampfleistung vorherzusagen
  • Im Labor können externe Faktoren besser kontrolliert werden, wodurch die gemessenen Werte (u.a.VO2max) im Vergleich zu den Feldtests die Tendenz zu einer besseren Vorhersage der Wettkampfleistung aufzeigen
  • Das Laufen (Labor und Feld) zeigt einen stärkeren Zusammenhang mit der Wettkampfleistung als eine Testung auf den wettkampfspezifischeren Rollskiern

Hintergrund

Im Langlauf existieren viele verschiedene Parameter, die die Wettkampfleistung beeinflussen. Neben dem wohl wichtigsten, der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max), spielen weitere Aspekte wie u.a. eine effektive Technik in den unterschiedlichen Stilen, die Leistungsfähigkeit des anaeroben Systems, oder auch Kraft- und Schnelligkeitsfaktoren eine Rolle [1]. Zur Bestimmung der obengenannten Parameter werden traditionell Labortests im Laufen genutzt, da hierbei die höchsten VO2max Werte gemessen werden [2]. Die Testung auf speziell entwickelten Laufbändern, welche eine sportartspezifischere Messung auf Rollskiern ermöglicht, dient als interessante Alternative, da hier ein höherer Übertrag zur Langlaufleistung (v.a. Bergauf) festgestellt werden konnte [3]. Unbekannt ist jedoch, ob Lauftests oder Rollskitests im Labor die Langlaufleistung im Wettkampf besser vorhersagen können.

Weiterhin können Feldtests im Laufen oder auf Rollskiern genutzt werden, um mögliche Leistungsentwicklungen der Athleten sichtbar zu machen [4]. Diese Tests werden häufig in steilen Bergauf Passagen in Doppelstock Technik durchgeführt, um einerseits eine möglichst hohe Leistung über das aerobe System zu generieren und andererseits technische Schwächen nicht zu sehr miteinfließen zu lassen [5]. Allerdings ist unklar, inwieweit die Ergebnisse der Feldtests mit den Werten aus den Labortests zusammenhängen und die Wettkampfleistung im Langlauf dadurch vorhergesagt werden kann.

Methodische Herangehensweise

33 männliche norwegische Langläufer (24 Junioren, 9 Senioren; VO2max: 70,8±4,7 ml·min-1·kg-1), welche alle mindestens auf nationaler Ebene Wettkämpfe bestreiten, nahmen an der Studie teil. Alle Untersuchungen fanden in der Vorbereitungsphase für die anstehende Saison statt.

Zunächst absolvierten alle Athleten einen Rollski-Wettkampf entsprechend der FIS Regularien (13,6km mit 4 Runden á 3,4km), welcher in drei Sektionen (bergauf, bergab und intermittierend) eingeteilt wurde. Die erzielte Gesamtzeit und die individuelle FIS Punktzahl wurden zur Einordnung der Leistungsfähigkeit gewählt. Innerhalb der nächsten drei Wochen wurden jeweils zwei Feld- und Labortestungen durchgeführt.

Im Feld wurde neben einem 6,4km (ca. 270 Höhenmeter) Berglauf auch ein 1,3km (ca. 60 Höhenmeter) Doppelstocktest bergauf durchgeführt. Vor jedem Test wärmten sich alle Athleten 30min eigenständig auf und starteten dann in 30s Abständen. Die Wetterbedingungen waren bei beiden Tests nahezu identisch und allen Athleten stand das gleiche Material zur Verfügung. Die Belastung und die Ernährung in den zwei vorausgehenden Tagen wurden standardisiert.

Im Labor wurde zunächst eine Lauftestung durchgeführt, wobei auf eine submaximale Stufe mit 2min Erholung ein Rampentest bis zur Ausbelastung folgte. Am zweiten Testtag wurde ein ähnliches Protokoll nur dieses Mal als Rollski Testung durchgeführt. Im Anschluss an eine submaximale Stufe wurde mit 5min Erholung erneut ein Rampentest bis zur Ausbelastung durchgeführt (Abb. 2).

Hierbei wurden die Zeit bis zur Ausbelastung, die maximale Geschwindigkeit, Herzfrequenzverläufe, Atemgase (u.a. VO2max), subjektives Belastungsempfinden, Laktatwerte und die Bewegungsökonomie erhoben.

Ergebnisse

Zunächst sind die Gesamtzeiten für den Rollski-Wettkampf (34:22±02:03min), den Berglauf (28:15±02:07min) und den Doppelstock-Test (04:19±00:18min) zur zeitlichen Orientierung und für die Einschätzung der Leistung von Bedeutung.

Berglauf und Doppelstock-Test - geeignete Mittel zur Leistungsüberprüfung?

Es lässt sich festhalten, dass beide Feldtests (Berglauf und Doppelstock-Test) einen Zusammenhang mit der Wettkampfleistung zeigen. Interessanterweise konnte hierbei der Berglauf die Wettkampfleistung (vor allem auch in den Bergaufpassagen des Rollski-Wettkampfes) noch besser vorhersagen als der eigentlich sportartspezifischere Doppelstock-Test. Dies kann dadurch erklärt werden, dass während des Berglaufs mehr Muskelmasse involviert ist und das aerobe System, welches ebenfalls im Rollski-Wettkampf entscheidend ist, stärker beansprucht wird [1]. Auch die zeitliche Dauer des Berglaufs und des Wettkampfes sind ähnlich, während der Doppelstock-Test deutlich kürzer ist. Der kurze Doppelstock-Test würde eher zu einem Sprintwettkampf in Beziehung gesetzt werden können, da dort die anaerobe Kapazität, Oberkörperkraft und Schnelligkeitsfaktoren noch entscheidender sind. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Leistung in den Bergabpassagen einen stärkeren Zusammenhang mit dem Doppelstock-Test aufzeigen, was auf eine bessere Oberkörperkraft und insgesamt mehr Körpermasse dieser Athleten zurückzuführen sein könnte [6]. Hierdurch wird ebenfalls verdeutlicht, dass die Oberkörperkraft im Hinblick auf eine sehr gute Wettkampfleistung nicht zu vernachlässigen ist.

Labortestungen – noch Aussagekräftiger?

Ein ähnliches Resultat ergibt sich bei den Labortestungen. Sowohl die Ausbelastungstests als auch die submaximalen Tests zeigen bei beiden Testformen (Lauf und Rollski) einen starken Zusammenhang mit der Wettkampfleistung. Auffällig ist, dass die Laborergebnisse insgesamt stärker mit der Wettkampfleistung zusammenhängen als die beiden Feldtests. Dies könnte auf die standardisierten Testbedingungen und die damit verbundene Reduktion von externen Einflussfaktoren zurückzuführen sein. Gerade auch die Leistung in den Bergaufpassagen kann, wie erwartet, durch die erhobenen Parameter im Labor sehr gut vorhergesagt werden und unterstreicht so die Wichtigkeit dieser Testung [3]. Weiterhin können auch hier die erhobenen Werte aus dem Lauf-Ausbelastungstest (VO2max, maximale Geschwindigkeit und Zeit bis zur Ausbelastung) die Wettkampfleistung und die Leistung im unterschiedlichen Terrain noch besser vorhersagen als die erhobenen Daten aus dem Rollski-Ausbelastungstest. Dies kann dadurch erklärt werden, dass die meisten Athleten ihre VO2max im Laufen und nicht mit Rollskiern erreichten. Der Grund hierfür ist unbekannt, aber es könnte an der jungen Altersstruktur und den daraus resultierenden, noch ausbaufähigen technischen Fähigkeiten dieser Gruppe von Athleten liegen.

Die erhobenen Werte aus den submaximalen Tests (VO2, Herzfrequenz und Laktat) im Laufen und auf Rollskiern können ebenfalls beide die Wettkampfleistung gut vorhersagen. Dies ist besonders interessant für die Praxis, da ein submaximaler Test weniger belastend für die Athleten ist und im Trainingsalltag täglich verwendete Werte wie beispielsweise die Herzfrequenz, den Leistungszustand gut widerspiegeln können. Bezüglich der Bewegungsökonomie konnten keine Zusammenhänge mit der Wettkampfleistung festgestellt werden, was etwas konträr zur bisherigen Studienlage ist [3]. Dies könnte dadurch erklärt werden, dass bei dieser eher gemischten Athletengruppe die VO2max der wichtigste Faktor für die Wettkampfleistung ist. Bei einer eher gleichstarken Gruppe, könnte die Bewegungsökonomie in Bezug auf die Wettkampfleistung an Wichtigkeit dazugewinnen. Ein Einfluss von Körpergröße und- masse auf die Wettkampfleistung konnte nicht festgestellt werden. 

Was können wir mitnehmen?

Zusammengefasst ermöglichen Labor -und Feldtests eine aussagekräftige Vorhersage für die Langlaufleistung. Labortestungen und vor allem Lauftests zeigen hierbei einen noch stärkeren Zusammenhang mit der Wettkampfleistung als Feldtests und die eigentlich sportartspezifischere Bewegungsform auf Rollskiern. Dies legt nahe, dass die VO2max der wichtigste Parameter auf diesem Leistungslevel und in dieser gemischten Gruppe ist. Gleichzeitig sind Faktoren wie die Oberkörperkraft und technische Fähigkeiten nicht zu vernachlässigen. Die Bewegungsökonomie scheint hier kein bedeutsamer Faktor zu sein. Nichtsdestotrotz bleibt zu erwähnen, dass Feldtests eine kostengünstige und einfach durchzuführende Alternative zur Labortestung bieten, ohne dabei deutlich an Aussagekraft zu verlieren. Die hohe Anzahl an Teilnehmern stärkt die grundsätzliche Relevanz dieser Ergebnisse.

Limitationen

Es ist aber zu berücksichtigen, dass in dieser Studie nur Männer getestet wurden. Bei einer gleichstarken, erfahreneren und vor allem gemischten Athletengruppe könnten abweichende Ergebnisse auftreten.

Die Inhalte basieren auf dem Originalartikel " Laboratory- and field- based performance-predictions in cross-country skiing and roller-skiing.", der 2021 in „PLoS ONE " veröffentlicht wurde.

Quellen

Talsnes, R. K., Solli, G. S., Kocbach, J., Torvik, P-Ø., & Sandbakk Ø. (2021) Laboratory- and field- based performance-predictions in cross-country skiing and roller-skiing. PLoS ONE 16(8): e0256662. https://doi.org/10.1371/journal. pone.0256662

  1. Sandbakk, Ø., & Holmberg, H. C. (2017). Physiological Capacity and Training Routines of Elite Cross-Country Skiers: Approaching the Upper Limits of Human Endurance. International journal of sports physiology and performance, 12(8), 1003–1011. https://doi.org/10.1123/ijspp.2016-0749
     
  2. Tønnessen, E., Haugen, T. A., Hem, E., Leirstein, S., & Seiler, S. (2015). Maximal aerobic capacity in the winter-Olympics endurance disciplines: Olympic-medal benchmarks for the time period 1990-2013. International journal of sports physiology and performance10(7), 835–839. https://doi.org/10.1123/ijspp.2014-0431
     
  3. Sandbakk, Ø., Ettema, G., Leirdal, S., Jakobsen, V., & Holmberg, H. C. (2011). Analysis of a sprint ski race and associated laboratory determinants of world-class performance. European journal of applied physiology, 111(6), 947–957. https://doi.org/10.1007/s00421-010-1719-9
     
  4. Losnegard, T., Myklebust, H., Spencer, M., & Hallén, J. (2013). Seasonal variations in VO2max, O2-cost, O2-deficit, and performance in elite cross-country skiers. Journal of strength and conditioning research, 27(7), 1780–1790. https://doi.org/10.1519/JSC.0b013e31827368f6
     
  5. Hopkins W. G. (2000). Measures of reliability in sports medicine and science. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 30(1), 1–15. https://doi.org/10.2165/00007256-200030010-00001
     
  6. Hébert-Losier, K., Zinner, C., Platt, S., Stöggl, T., & Holmberg, H. C. (2017). Factors that Influence the Performance of Elite Sprint Cross-Country Skiers. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 47(2), 319–342. https://doi.org/10.1007/s40279-016-0573-2
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