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Infografik

Intervalle mit variierender Intensität - spezifisch und effektiv?

Geschrieben von Daniel Appelhans & Infografiken von YLM

Hoch intensives Intervalltraining (HIIT) ist eine effektive Trainingsmethode um die Ausdauerleistungsfähigkeit auch von Skilangläufern- und Biathleten zu steigern (1). Aus diesem Grund gibt es viele Studien die sich mit dem optimalen Aufbau dieser Einheiten, also dem Intervalldesign beschäftigt haben. Traditionell werden mehrere kurze (1-3min) bis mittlere (3-8min) Intervalle, getrennt durch eine Pausenzeit von circa ½ der Belastungszeit, mit einer gleichmäßigen Intensität durchgeführt. Insbesondere bei dieser gleichmäßigen Intensitätsverteilung haben Forschende in den letzten Jahren Optimierungspotential erkannt.

Dieses Potential hängt mit dem Verlauf der Sauerstoffaufnahme unter Belastung zusammen. Da die Sauerstoffaufnahme zu Beginn einer Belastung eher träge reagiert und nur vergleichsweise langsam auf das angestrebte Niveau ansteigt, ist die Überlegung durch eine höhere Belastung im ersten Abschnitts des Intervalls bereits einen schnelleren Anstieg der Sauerstoffaufnahme zu erreichen.

Beim Vergleich der akuten Auswirkungen zwischen verschiedenen Intervalldesigns werden häufig die durchschnittliche Sauerstoffaufnahme (oftmals als Prozent von VO2max dargestellt) oder auch die verbrachte Zeit oberhalb von 90% VO2max als Kriterien für die Effektivität herangezogen. Dabei werden höhere Werte als effektiver angesehen, da es beim HIIT vor allem auch darum geht das Herz-Kreislauf-System so stark wie möglich zu belasten. Im Anschluss an das Training soll es dann zu einer Verbesserung dieses Systems kommen.

Die maximale aerobe Geschwindigkeit (MAG) stellt die angenommene Geschwindigkeit an der VO2max dar. Über den linearen Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit und Sauerstoffaufnahme bei submaximalen Belastungen wird die Geschwindigkeit bei VO2max berechnet. Dazu werden ein submaximaler Stufentest sowie eine aussagekräftige Bestimmung der VO2max, zum Beispiel durch einen kurzen Rampentest, benötigt. Auf Basis der submaximalen Messwerte wird eine Geradengleichung bestimmt und bis zum gemessenen VO2max Wert extrapoliert. Die Geschwindigkeit bei der die Geraden die gemessene VO2max schneidet wird als MAG definiert.

 

Um diese hohe Beanspruchung der Sauerstoffaufnahme möglicherweise weiter zu steigern und die Trägheit der Sauerstoffaufnahme noch effektiver zu vermeiden, wurde untersucht, ob variierende Intensitäten während der Belastungszeit ein geeignetes Mittel darstellen.

Die längeren Zeiten über 90% VO2max bei beiden veränderten Intervalldesigns zeigt, dass sowohl ein schnellerer Start sowie eine variierende Intensität geeignet sind, um die Trägheit der Sauerstoffaufnahme zu Beginn einer Belastung zu minimieren. Das alle anderen Parameter unverändert bleiben verdeutlicht zudem, dass sich die Veränderung des Designs scheinbar nur auf den Verlauf der Sauerstoffaufnahme auswirkt. Durch die höhere Sauerstoffaufnahme kann von einer stärkeren Belastung des Herz-Kreislaufsystems ausgegangen werden, aber inwieweit sich diese akute Reaktion auch auf eine langfristige Verbesserung der VO2max übertragen lässt kann nur Mithilfe von Interventionsstudien über mehrere Wochen bestimmt werden.

Unabhängig von der Sauerstoffaufnahme stellen aber sowohl der schnelle Start, als auch die variablen Intervalle eine besonders spezifische Belastung dar. Der ständige Wechsel der Intensitäten ist vergleichbar mit dem Anforderungsprofil auf der Rennstrecke im Biathlon und Langlauf. Dadurch können diese Intervalle dazu beitragen Anpassungen zu entwickeln, welche es den Athleten ermöglicht die speziellen Anforderungen im Wettkampf besser zu meistern.

Um in der Trainingspraxis die richtige Intensität für die Intervalle zu wählen ist zu beachten, dass 90% MAG nicht unbedingt für jeden Athleten gleich anstrengend sind (2). Auch wenn MAG, individuell bestimmt wird, so muss bei prozentualen Intensitätsvorgaben immer die individuelle Variation berücksichtig werden (siehe Abbildung „VO2 im Schnitt“ in Infografik 1). Zur Minimierung dieser Individualität kann es sinnvoll sein die Intensität mittels der „Beste Leistung-Methode“ zu steuern (3).

Hierbei bestimmt der Athlet auf Basis seines subjektiven Belastungsempfinden die Intensität selber, indem er versucht alle Intervalle mit der bestmöglichen Durchschnittsleistung zu absolvieren. Dabei ist es entscheidend, dass vom 1ten bis zum letzten Intervall die Leistung sehr ähnlich ist. Eine großartige Verlangsamung bei den letzten Intervallen ist ebenso zu vermeiden wie eine stetige Steigerung von einem Intervall zum nächsten. Es empfiehlt sich zwar das erste Intervall etwas ruhiger angehen zu lassen, aber ab dem 2ten oder 3ten Intervall sollte die Leistung bis zum letzten Intervall gleichmäßig auf dem höchstmöglichen Level bleiben. Mit dieser Methode ist der Athlet in der Lage die Intensität individuell und unter Berücksichtigung seiner Tagesform zu bestimmen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass unterschiedliche Intervalldesigns wie der schnelle Start oder eine variable Geschwindigkeit, insbesondere aufgrund einer höheren akuten Sauerstoffaufnahme sowie spezifischeren Belastungsform, für Biathleten und Langläufer eine vielversprechende Ergänzung zu traditionellen Intervallen bieten.

Quellen

Rønnestad, B. R., Rømer, T., & Hansen, J. (2020). Increasing Oxygen Uptake in Well-Trained Cross-Country Skiers During Work Intervals With a Fast Start. International Journal of Sports Physiology and Performance, 15(3), 383–389. https://doi.org/10.1123/ijspp.2018-0360

Rønnestad, B. R., Bakken, T. A., Thyli, V., Hansen, J., Ellefsen, S., & Hammarstrøm, D. (2021). Increasing Oxygen Uptake in Cross-Country Skiers by Speed Variation in Work Intervals. International Journal of Sports Physiology and Performance, 1–7. https://doi.org/10.1123/ijspp.2021-0226

 

  1.  Sandbakk, Ø., & Holmberg, H.-C. (2014). A Reappraisal of Success Factors for Olympic Cross-Country Skiing. International Journal of Sports Physiology and Performance, 9(1), 117–121. https://doi.org/10.1123/ijspp.2013-0373
     
  2. Iannetta, D., Inglis, E. C., Mattu, A. T., Fontana, F. Y., Pogliaghi, S., Keir, D. A., & Murias, J. M. (2020). A Critical Evaluation of Current Methods for Exercise Prescription in Women and Men. Medicine & Science in Sports & Exercise, 52(2), 466–473. https://doi.org/10.1249/mss.0000000000002147
     
  3. Seiler, S., & Sjursen, J. E. (2004). Effect of work duration on physiological and rating scale of perceived exertion responses during self‐paced interval training. Scandinavian Journal of Medicine & Science in Sports, 14(5), 318–325. https://doi.org/10.1046/j.1600-0838.2003.00353.x
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